Drei Femizide in Berlin in drei Wochen

Im April gab es in Berlin drei Femizide, also Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Wir sind erschüttert und wütend darüber, dass drei Frauen nicht mehr bei uns sind, weil sie durch patriarchale Gewalt gestorben sind. Und wir sind fassungslos darüber, dass noch immer viel zu wenig passiert, um das zu verhindern.

Am 3. April 2025 wurde eine 56-jährige Frau im Falkenhagener Feld (Spandau) von ihrem Partner getötet.

Am 10. April 2025 wurde eine 57-jährige Frau in Moabit von ihrem Expartner getötet.

Am 17. April 2025 wurde eine 37-jährige Frau in Britz (Neukölln) von ihrem Expartner getötet.

Gemeinsam mit vielen anderen Projekten aus dem Antigewaltbereich und Einzelpersonen haben wir uns zusammengefunden, um den getöteten Frauen zu gedenken. Wir alle sind erschüttert und wütend darüber, dass drei Berlinerinnen nicht mehr unter uns sind, und dass die Zahl der Femizide in den letzten Jahren immer weiter zunimmt. Deutschlandweit gab es im vergangenen Jahr über hundert Femizide an Mädchen und Frauen. Jede tote Frau ist eine zu viel!

Seit Jahren machen die Antigewaltprojekte auf die dramatischen Zustände aufmerksam. Dennoch tut sich viel zu wenig. Es kann nicht sein, dass eine Frau, die häusliche Gewalt erlebt, teilweise monatelang auf einen Termin in einer Fachberatungsstelle warten muss, weil die Kolleginnen einfach nicht hinterherkommen bei dem ganzen Andrang. 

Es kann nicht sein, dass täglich Frauen, die bei der BIG Hotline anrufen und akut Schutz brauchen, keine Plätze im Frauenhaus bekommen, weil es in Berlin immer noch nicht genügend Schutzplätze für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder gibt. In ganz Deutschland fehlen insgesamt 14,000 Plätze. 

Es kann nicht sein, dass ein Drittel der jungen Männer es laut einer Studie okay finden, wenn ihnen in einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Und dass gleichzeitig die Förderung für die Präventionsarbeit von BIG am seidenen Faden hing und auch jetzt nur bis Ende des Jahres gesichert ist. 

Es kann nicht sein, dass Morde an Frauen immer noch als “Eifersuchtsdramen” und “Familientragödien” bagatellisiert werden. Und dass manche Gewalttaten für politische Zwecke instrumentalisiert werden, während die tagtägliche Gewalt an Frauen scheinbar nicht ausreicht, um ernsthafte politische Konsequenzen zu ziehen. 

Und es reicht uns auch nicht, nur die Folgen der Gewalt zu lindern – so wichtig Frauenhäuser, Schutzwohnungen und Beratungsstellen auch sind. Wir brauchen eine tiefgreifende Veränderung. Wir brauchen eine Gesellschaft, die patriarchale Gewalt gar nicht erst zulässt. Wir brauchen Präventionsarbeit in allen Nachbarschaften, in den Schulen und den Betrieben, um die Kultur des Schweigens und des Wegschauens zu durchbrechen.

Wir haben am 16. April 2025 um 12 Uhr vorm Rathaus Spandau der getöteten Spandauerin gedacht. Am 30. April 2025 gedenken wir um 12 Uhr vorm Rathaus Tiergarten der getöteten Frau aus Moabit und am 7. Mai 2025 um 12 Uhr vorm Rathaus Neukölln der getöteten Neuköllnerin. Sie alle sind nicht mehr bei uns, weil sie durch patriarchale Gewalt gestorben sind.

Doch unser Gedenken alleine reicht nicht aus! Wir kämpfen für die Lebenden, für ein Leben ohne Gewalt und ohne Angst. Für eine Gesellschaft, in der Femizide nicht mehr zur traurigen Realität gehören. 

Stoppt Femizide!