StoP wirkt

Beispiele konkreter Schutz- und Unterstützungsleistungen
durch die StoP-Stadtteilprojekte

Spontane Hilfe – eine Geschichte aus Osdorf

Es ist Sommer und in Osdorf ist Stadtteilfest. Viele Familien feiern gemeinsam mit Luftballons, Kuchen, Glücksrad und Musik. Plötzlich bricht eine Frau in Tränen aus. Eine Nachbarin wendet sich ihr zu, fragt nach und erfährt von der Gewalt, die sie gerade zu Hause erlebt hat. Ihr Mann hat sie geschlagen und droht, die Kinder wegzunehmen. Die Nachbarin holt drei andere Frauen zu dem Gespräch dazu. Sie weiß: die kennen sich mit dem Thema aus, denn sie machen mit beim StoP-Projekt Osdorfer Born. Die betroffene Frau erhält vor Ort Informationen zu ihren Möglichkeiten und Rechten: Beratungsangebote, StoP Gruppe, Frauenhaus, Wegweisung, Frauenrechte in Deutschland. Alles wird für die weinende Frau direkt in ihre Muttersprache übersetzt.

Plötzlich treffen der Ehemann und weitere Verwandte auf dem Fest ein, sie beschimpfen die Frau. Aber: diese ist nicht mehr allein – der Kreis der StoP Frauen und ihres Netzwerkes wirkt wie ein Schutzwall gegen seine Drohungen. Auch Mitarbeiter*innen verschiedener Einrichtungen sind vor Ort, sie sind durch StoP für das Thema sensibilisiert und bieten ihre Hilfe an. Der Stadtteilpolizist ist ebenfalls Besucher auf dem Fest und kommt hinzu. Er begleitet die Frau auf die Polizeiwache, von wo aus sie ins Frauenhaus geht. So hat die Betroffene spontan, aus dem Alltag heraus, Unterstützung und Ermutigung von vielen Seiten erhalten.  Yvonne Kröger, StoP-Koordinatorin Osdorfer Born

Nicht mehr allein – eine Geschichte aus Neuwiedenthal / Hausbruch

Benedikta*, Mitte 40, lebte jahrelang in einer gewaltvollen Beziehung, bis sie sich dazu entschloss, sich von ihrem Partner zu trennen. Nach dieser Entscheidung wandte sich ihr soziales Umfeld von ihr ab, sie lebte sehr isoliert. Das änderte sich als sie zur StoP-Nachbarschaftsgruppe stieß. Hier konnte Benedikta von dem Erlebten berichten, fühlte sich verstanden. Sie wurde darin bestärkt, den Blick nach vorne zu richten, wieder mit Menschen in Kontakt zu treten und ihren Bedürfnissen nachzugehen. Benedikta schloss neue Freundschaften und bei den interkulturellen StoP-Frauen-Tanzabenden fühlte sie sich endlich wieder einmal ausgelassen und frei. Sally McDonnell, StoP-Koordninatorin Neuwiedenthal

Koordinierte Aktion – eine Geschichte aus der Horner Geest

Sylvia (*Name geändert) ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Seit Jahren misshandelt ihr Ehemann sie schwer. Eine Nachbarin, aktiv in der StoP-Sterne-Gruppe weiß davon, lädt sie in die Gruppe ein. Durch diesen persönlichen Kontakt ermutigt, fasst sie sich ein Herz und geht hin. Zum ersten Mal erfährt sie, dass ihr freundlich und offen zugehört wird. Sylvia ist völlig erschöpft und weiß nicht, was sie tun kann. Die StoP-Projektkoordinatorin in der Elternschule hält intensiven Kontakt zu ihr, berät, ermutigt, sortiert mit ihr die Situation und Handlungsmöglichkeiten. Innerhalb der ehrenamtlichen Sternegruppe wird eine Telefonkette gebildet und die Vereinbarung getroffen, dass bei Sichtung des Ex-Mannes eine telefonische Verständigung für Schutzmaßnahmen der Betroffenen ermöglicht wird. Sylvia ist gefährdet, der Mann stalkt sie, demolierte ihr Auto. Die Frauen bieten an, Sylvia bei Behördengängen zu begleiten, ihr Kind stellvertretend aus der Schule abzuholen – und bereiteten mit ihr die Flucht ins Frauenhaus vor. Sie organisieren Umzugskartons, gemeinsam transportieren sie nach und nach Kleidung, Spielzeug der Kinder und Papiere aus der Wohnung in die Elternschule. Sylvia und ihre Kinder fliehen ins Frauenhaus. Die Kinder können wieder angstfrei zur Schule gehen und die Mutter versucht nun, eine neue Wohnung zu finden.   Züleyha Celebi, StoP Koordinatorin Horner Geest

Der Wert von Schlüsselpersonen – eine Geschichte aus Wilhelmsburg

In Wilhelmsburg konnte StoP im Sommer 2019 starten. Die Frage am Anfang ist immer, wie erreiche ich die Nachbarn und Nachbarinnen am besten? Unsere Erfahrung: Finde die richtige Schlüsselperson! In unserem Falle war das Sabriye. Ich kam zufällig mit ihr ins Gespräch. Ich erzählte von StoP, sie von ihrer Arbeit als Dolmetscherin. Sie war von dem Projekt begeistert, notierte sich den Termin für das Gruppentreffen und meinte noch „ Ich komme nicht allein.“ So war es! Mit ihr kamen noch sechs andere Nachbarinnen. Und kamen wieder. Und wieder. Sie sind voller Ideen und Tatendrang. Ich bin mir sicher, sie werden Dinge in Bewegung bringen und das Projekt wird wachsen. Abeba Kiflu, StoP Koordinatorin Wilhelmsburg

StoP als Ressource für Multiplikator*innen – eine Geschichte aus Glinde

Mir wurde durch eine kleine Kette von Begebenheiten klar, dass StoP in Glinde etabliert und erfolgreich ist. Zunächst war da die Einladung einer Kita, doch einmal zu einer kleinen Besprechung vorbeizukommen – es gäbe einen konkreten Verdacht auf Partnergewalt bei einem der Kinder. Daraus entstand dann gleich die Idee, dass StoP regelmäßig bei den Elternfrühstücken anwesend sein könnte, als Gesprächsangebot für interessierte und/oder betroffene Eltern. Ein ähnliches Beratungstreffen gab es mit einer sozialen Einrichtung der AWO. Und schließlich wurde StoP Glinde in den Nachbarort eingeladen, um dort bei einem interkulturellen Frauentreff über häusliche Gewalt zu sprechen. Es kommen jetzt auch immer wieder Einladungen von anderen Akteuren aus dem Umland. Dieses „auf StoP zukommen“ als Ergebnis des Netzwerkens der vergangenen Monate ist eine schöne Bestätigung der eigenen Arbeit – und natürlich auch ein kleiner Erfolg für StoP!  Julia Eckert, StoP-Koordinatorin Glinde

Geschichten aus Steilshoop

Temporäre Unterkunft

Die bei StoP aktiven Frauen bieten regelmäßig für von Partnergewalt betroffene Frauen, Aufenthaltsmöglichkeiten und Schlafmöglichkeiten im eigenen Wohnraum an. Dort erfährt die Betroffene Zuwendung, erhält Informationen und kann sich entscheiden, was sie weiter tun möchte. „Ich war verzweifelt und die Nachbarin hat mich einfach bei sich aufgenommen. Das tat unendlich gut“, so eine Betroffene.

Beherztes Eingreifen

Ein Nachbar, der den StoP-Ansatz durch seine engagierte Frau gut kannte, hörte lautes Streiten und heftiges Weinen der Kinder aus der Nachbarwohnung. Er klingelte dort, blieb hartnäckig bis die  Wohnungstür geöffnet war und sprach mit dem Paar. Er bestand darauf, die Kinder vorerst mit zu sich nach nebenan zu nehmen, bis die Situation sich bei den Eltern beruhigt hat.

Schützende Begleitung

Eine Steilshooperin war von Stalking betroffen und wandte sich hilfesuchend an die StoP Nachbarschaftsgruppe. Das Ergebnis: Sie wurde nun bei allen ihren Gängen, ob Teilnahme am StoP Frühstück, zum Einkaufen, zum Jobcenter sowie zur Polizei von StoP-Aktiven begleitet, so dass sie sich draußen wieder sicher fühlen konnte.

Zivilcourage zeigen

Eine bei StoP aktive Nachbarin beobachtete an einer Bushaltestelle ein lautstark streitendes Pärchen, wobei der Mann sehr drohend wirkte. Sie sprach die Frau an, ob sie Hilfe benötige, was diese zunächst verneinte. Die StoP´lerin folgte dem heftig weiterstreitenden Paar. Als die Situation eskalierte mischte sie sich ein, so wie sie das bei den StoP-Workshops gelernt hatte, unterbrach die Gewalthandlung, und rief auch die Polizei.

StoP praktisch

Ganz praktische und kostenlose Alltagshilfe leisteten Stop`lerinnen, indem sie schon zweimal ein Zylinderschloss ausgewechselten, damit die betroffene Frau sich in ihrer Wohnung wieder sicher fühlen konnte.

Beratung und Vermittlung

Eine Frau wandte sich an die StoP Nachbarschaftsgruppe und berichtete von ihrer konfliktreichen Beziehung zu ihrem Mann. Es konnte für das Paar in türkischer Sprache eine Beratung vermittelt werden. Inzwischen haben die Eltern eine neue Basis und Kommunikation miteinander gefunden.                   Ewgenia Falkenberg, StoP-Koordinatorin Steilshoop

Ewgenia Falkenberg, StoP-Koordinatorin Steilshoop